Dass die Kosten für Ersatzmobilität ein ernsthaftes Problem für die Liquidität und Ertragslage der Partnerbetriebe darstellen, ist kein neues Thema. Wir weisen seit längerem, nicht zuletzt sehr deutlich bei der letzten Netzwerkstatt 2023 darauf hin, dass die Entwicklung der Mobilitätskosten einseitig zu Lasten der Werkstätten geht.
Kosten werden auf Werkstätten abgewälzt
Die kostenlose Ersatzmobilität als Leistungsversprechen bzw. Serviceleistung der Versicherer ist sicherlich ein attraktiver Faktor für das Produkt Schadensteuerung. Es geht angesichts der allgegenwärtigen Kostensteigerungen allerdings nicht an, dass die Kosten dieses Leistungsversprechens beinahe ausschließlich auf die Werkstätten abgewälzt werden.
Denn die Kosten für die Mobilität der Kunden gehen weiter signifikant nach oben. Und das oft vorgebrachte Argument „Die Leasingraten sind doch kaum teurer geworden“ greift viel zu kurz und gibt das Thema absolut unzureichend wieder. Die Kosten für Überführung, Pflege, Service, Wintertauglichkeit, Versicherung, Rückführung etc. sind in der Vergangenheit deutlich gestiegen. Sowohl die FLIs als auch private Versicherungsnehmer erwarten moderne Fahrzeuge in einem guten Zustand, der nicht einfach mal so „kostenlos“ vom Himmel fällt. Zudem haben sich durch den Fachkräftemangel und die Ersatzteilsituation die durchschnittliche Reparaturdauer sowie die Standzeiten deutlich erhöht und der Ersatzwagen bleibt wesentlich länger beim Kunden. In der Folge können neue Aufträge zum Teil nicht angenommen werden, weil Fahrzeuge nicht zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass die Partnerbetriebe länger auf ihr Geld warten müssen, gleichzeitig im Reparaturprozess finanziell in Vorleistung gehen. Das schlägt sich deutlich negativ auf der Kostenseite bei den Unternehmen nieder.
Kostenlose Ersatzmobilität passt nicht mehr in die Zeit
Es ist eine der zentralen Forderungen des BVdP, dass die kostenlose Mobilität zulasten der Betriebe nicht mehr in die Zeit passt. Auch hier hilft kein „Weiter so“, sondern nur der gemeinsame Wille und die konzertierte Anstrengung aller Player im Schadenmarkt, neue kreative und tragfähige Lösungsansätze zu entwickeln. Und da sind an erster Stelle Versicherer und Steuerer gefragt.
„Die kostenlose Ersatzmobilität gehört zu den alten Zöpfen im Schadenmanagement, die abgeschnitten werden müssen. Der BVdP weist schon geraume Zeit öffentlich auf die Brisanz dieses Themas hin. Umso mehr freut es mich, dass unsere Kritik in der Branche aufgenommen wird und kaum noch jemand im Reparaturgeschäft die Augen vor dieser problematischen Praxis zu Ungunsten der Werkstätten verschließen kann.“ Michel Pinto, Geschäftsführer des BVdP e. V.
Es lassen sich zwar mittlerweile erste Ansätze bei wenigen Versicherern erkennen, doch die halten mit der prekären Entwicklung einer riskanten Gemengelage für die Partnerbetriebe nicht Schritt. Gestiegene Kosten für Energie, Personal, Dienstleistungen und Material, Direktkundenregelung, Kosten für Ersatzmobilität, Digitalisierungskosten oder ständig wachsender administrativer Aufwand belasten in der Hauptsache die Betriebe. Um diesen, letztendlich auch für Versicherer und Steuerer gefährlichen Kreislauf zu durchbrechen, brauchen wir hier schnelle und tragfähige Lösungen, faire und partnerschaftliche Schritte und nicht zögerliche Schrittchen sind gefragt.
Zu diesen Schritten gehört die Abschaffung der gegenwärtigen, aus der Zeit gefallenen Praxis der kostenlosen Ersatzmobilität, bei der die Partnerbetriebe ein Leistungsversprechen der Versicherer finanzieren.
Nun kann man getreu der Devise „Augen zu und durch“, weiter die Augen vor dieser Entwicklung verschließen, wir halten dies für grob fahrlässig. Damit Schadensteuerung zum Vorteil aller Beteiligten funktioniert, braucht es qualifizierte und leistungsfähige Werkstätten mit ausreichenden Ressourcen und natürlich mit der Bereitschaft zur Schadensteuerung. Letzteres erreicht man allerdings nicht mehr mit Worten, nun müssen schnell Taten folgen. Wir erwarten ein schnelles Handeln der Versicherer, damit das Produkt Schadensteuerung auch in Zukunft als Erfolgsmodell gelten kann, von dem Werkstätten, Versicherer und deren gewerbliche wie private Kunden gleichermaßen profitieren.